Analerkrankungen Analfissur

Hinter einem starken stechenden Schmerz während des Stuhlgangs kann eine Analfissur stecken. Welche Symptome treten außerdem auf, was sind die Ursachen und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einer Analfissur?

Was ist eine Analfissur?

Eine Analfissur ist ein länglicher Riss in der empfindlichen Schleimhaut des unteren Analkanals. Fachleute sprechen häufig auch von einem Afterriss oder Analriss.
Analfissuren werden in primäre und sekundäre Fissuren eingeteilt. Eine primäre Analfissur entsteht durch Entzündungen oder Verletzungen, beispielsweise durch sehr harten Stuhl oder durch Analverkehr. Sie ist äußerst schmerzhaft, besonders während des Stuhlgangs und danach. Häufig erkennen Betroffene auf dem Toilettenpapier oder auf dem Stuhl selbst hellrote Blutspuren. Sekundäre Analfissuren treten als Begleiterscheinung bestehender Erkrankungen wie etwa Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa auf.

Die Analfissur kommt häufig vor, genaue Zahlen existieren aber nicht. Fachleute gehen davon aus, dass das Risiko, wenigstens einmal im Leben an einer Analfissur zu leiden, bei rund acht Prozent liegt. Möglicherweise ist das Risiko während der Schwangerschaft und nach der Geburt eines Kindes höher. Menschen mit Analfissur sind laut Studien im Durchschnitt zwischen 40 und 46 Jahre alt.

Schematisches Bild Analfissur

Beim Säubern ist auf dem Toilettenpapier häufig Blut sichtbar. Auch auf dem Stuhl können streifenförmige Blutauflagerungen zu sehen sein. Bei manchen Betroffenen führen die starken Schmerzen des Analrisses zu einer Verkrampfung des Schließmuskels, die ebenfalls sehr schmerzhaft sein kann.

Sekundäre Analfissuren infolge einer Grunderkrankung wie etwa Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa verursachen in der Regel weniger starke Schmerzen als eine primäre Analfissur, die zum Beispiel durch harten Stuhlgang ausgelöst wird.

Bleibt die akute Analfissur unbehandelt, entsteht manchmal eine chronische Analfissur. In Folge der Schmerzen beim Stuhlgang kann es zum Vermeiden von Stuhlgängen und so zu einer Verstärkung der Obstipation mit hartem Stuhl kommen. Das starke Pressen und der harte Stuhl lassen die Fissur immer wieder aufreißen. Kommt es zusätzlich zu einem Verkrampfen des Schließmuskels, kann das dazu führen, dass das Gewebe im Analkanal schlechter durchblutet wird und die Fissur schlechter abheilt.

Symptome können sein:

Akute Analfissur

  • starke Schmerzen insbesondere beim und nach dem Stuhlgang
  • Blut am Toilettenpapier und/ oder auf dem Stuhl

Chronische Analfissur

  • meist weniger ausgeprägte Schmerzen und Blutungen als bei der akuten Analfissur
  • erhöhter Muskeltonus im Sphinkter bis hin zum Schließmuskelkrampf
  • Fremdkörpergefühl durch eine vergrößerte Analpapille (Analfibrom)
  • schmerzlose Hautfalten (Marisken)

Bei einer körperlichen Untersuchung findet sich an der Stelle des Analrisses insbesondere bei chronischen Analfissuren ein Schleimhautgeschwür, das rundherum einen erhabenen Rand aufweist, die so genannte Vorpostenfalte. In einigen Fällen geht der Gewebedefekt so tief, dass Muskulatur des Schließmuskels freiliegt.

Wo finde ich Hilfe bei Verdacht auf eine Analfissur?

Bei belastenden Symptomen im Analbereich oder bei Verdacht auf eine Analfissur ist es wichtig, sich frühzeitig einem Arzt oder einer Ärztin anzuvertrauen. Fachleute für Enddarmerkrankungen (Proktologie) sind in der Behandlung von Analfissuren geschult und wissen, welche Therapie das bestmögliche Ergebnis erzielt. Darüber hinaus kann ein frühzeitiger Arztbesuch Komplikationen und das Risiko für eine chronische Analfissur minimieren.

Welche Ursachen hat eine Analfissur?

Ärzte und Ärztinnen gehen davon aus, dass es nicht nur eine Analfissur-Ursache, sondern mehrere gibt, die bei der Entstehung einer Analfissur zusammenwirken. Bei der primären Analfissur ist die feine Analschleimhaut im Vorfeld meist gereizt oder leicht verletzt, sodass sie durch einen der folgenden Auslöser schließlich einreißt (Fissur):

  • harter Stuhlgang und Verstopfung (Obstipation) führen häufig zu starkem Pressen
  • Durchfall (Diarrhoe), der längere Zeit anhält, reizt die empfindliche Analhaut
  • hohe Muskelspannung des Schließmuskels (Sphinkterhypertonie)
  • unvorbereiteter Analverkehr oder Gegenstände, die in den Enddarm eingeführt werden
  • Entzündung im Enddarm (Kryptitis)

Die sekundäre Analfissur wird begünstigt durch bereits bestehende Grunderkrankungen. Zu ihnen zählen:

  • Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
  • Infektionskrankheiten:
    • Syphilis
    • Tuberkulose
    • Leishmaniose
    • HIV/ Aids
    • bestimmte Herpesviren
    • Zytomegalie
  • Leukämie
  • Kuhmilchallergie
  • Morbus Behçet (rheumatische Erkrankung der Blutgefäße)
  • verengter Analkanal (Analstenose)

Darüber hinaus können Wirkstoffe wie Ergotamin, Nicorandil, Isotretinoin oder bestimmte Wirkstoffe gegen Krebs eine Analfissur begünstigen. Ebenso erhöhen Operationen im Enddarmbereich das Risiko für eine Analfissur.

Wie sieht die Behandlung bei einer Analfissur aus?

Die meisten Betroffenen fragen sich bei der Diagnose Analfissur: Was tun? Viele Analfissuren heilen von selbst ab. Ist dies nicht der Fall und die Schmerzen lassen nicht nach, haben Mediziner und Medizinerinnen mehrere Möglichkeiten, eine Analfissur zu behandeln. Zunächst ist es wichtig, den Stuhl weicher zu machen, um das Gewebe im Enddarm zu entlasten. Dafür empfehlen Fachleute eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend Flüssigkeitszufuhr und gegebenenfalls ein Medikament mit dem Wirkstoff Macrogol, der den Stuhl aufweicht.

Außerdem können bei einer Analfissur Salben, die pflegendes Jojoba-Öl und entzündungshemmende oder schmerzstillende Wirkstoffe wie etwa Lidocain enthalten, helfen, die Beschwerden zu lindern. Sie sind rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Schwangere sollten vor der Anwendung von Salben mit Lidocain eine ärztliche Meinung einholen.

Gelegentlich kommen auch Salben zum Einsatz, die sich entspannend auf den Schließmuskel auswirken. Manche Betroffene empfinden bei einer Analfissur Hausmittel wie Sitzbäder mit Kamille als angenehm.

Falls die Analfissur-Heilungsdauer mehr als sechs Wochen beträgt, kann es sein, dass die Fissur bereits chronisch ist. Die medikamentöse Therapie gestaltet sich dann langwieriger und kann sich über Wochen hinziehen. In manchen Fällen und insbesondere, wenn die konservative Therapie nicht erfolgreich war, muss die Fissur chirurgisch saniert werden. Chirurgen und Chirurginnen gehen dabei so vor, dass der Schließmuskel möglichst wenig in Mitleidenschaft gezogen wird.

Weil die Wunde nicht vernäht wird, ist es für Betroffene nach der Analfissur-OP besonders wichtig, den Wundbereich mehrfach täglich mit Wasser zu reinigen, vor allem nach dem Stuhlgang. Außerdem ist es empfehlenswert, den Stuhl weiterhin durch viel Flüssigkeit, ballaststoffreiche Ernährung und gegebenenfalls stuhlaufweichende Medikamente weich zu halten. Dies kann nach einer Analfissur die Heilung beschleunigen. Die Schmerzen nach einer Analfissur-OP sind individuell unterschiedlich. Fachleute raten jedoch dazu, Schmerzmittel einzunehmen.

Auch bei Kindern können bereits Analfissuren auftreten. Wie sie behandelt werden müssen, kann ein Arzt oder eine Ärztin am besten entscheiden. Manchmal kommen spezielle Salben oder Gele mit Wirkstoffen wie Botulinum-Toxin oder Nifedipin zum Einsatz.

Wie kann ich einer Analfissur vorbeugen?

Nicht immer kann man einer Analfissur vorbeugen. In vielen Fällen bleibt die Ursache ungeklärt oder die Analfissur entsteht aufgrund einer anderen Erkrankung. Dennoch lässt sich das Risiko für eine Analfissur senken, wenn ein paar Faktoren beachtet werden:

  • Ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung: Sie ist die Basis für einen geregelten Stuhlgang und wirksam gegen Verdauungsbeschwerden und vor allem Verstopfung (Obstipation). Täglich sollten mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse auf dem Speiseplan stehen. Wer dann noch regelmäßig Vollkornprodukte verzehrt und mindestens eineinhalb bis zwei Liter energiearme Getränke wie Wasser, Tee oder leichte Saftschorlen trinkt, tut sehr viel für seine Darmgesundheit.
  • Körperliche Bewegung und Sport: Weil Bewegung die Darmtätigkeit anregt, kann sie helfen, dass die Stuhlfrequenz regelmäßig ist, und somit Verstopfung vorbeugen. Fachleute empfehlen 30 Minuten körperliche Aktivität an fünf Tagen in der Woche. Neben regelmäßigen Sporteinheiten lässt sich Bewegung auch leicht in den Alltag integrieren. Gut geeignet sind beispielsweise eine aktive Mittagspause, die Treppe anstatt den Aufzug zu benutzen oder das Fahrrad dem Auto vorzuziehen.
  • Beim Stuhlgang kann es hilfreich sein, durch angewinkelte Beine eine entspannte Sitzposition einzunehmen: Dafür stellen Sie die Füße auf einem speziellen Sitzhocker oder einem kleinen Schemel vor der Toilette ab.
  • Anale Sexualpraktiken: Es ist ratsam, vorsichtig zu sein und in jedem Fall ausreichend Gleitmittel zu verwenden.

Ein gesunder Lebensstil trägt demnach maßgeblich zum Wohlbefinden und zur Darmgesundheit bei und kann helfen, einer Analfissur vorzubeugen.