Fragen gibt es viele rund um das Thema Hämorrhoiden, auch wenn kaum einer sie so recht stellen mag. Dr. med. Elisabeth Schönenberg, Apothekerin Juliane von Meding, die stellvertretende Vorsitzende des BVpta Bernadette Linnertz und Diplom-Psychologin Annette Diedrichs liefern Antworten, wo andere gern schweigen – um Menschen mit Hämorrhoidalbeschwerden das Leben einfach ein bisschen leichter zu machen.
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Proktologin Dr. Elisabeth Schönenberg über Entstehung, Ursachen und Symptome von Hämorrhoidalbeschwerden:
„Jeder Mensch hat Hämorrhoiden: Die ringförmigen Gefäßpolster im Ausgangsbereich des Enddarms dienen der Abdichtung. Beim Stuhlgang werden die mit Blut gefüllten Polster kleiner, damit der Stuhl passieren kann. Wenn dieser natürliche Reflex gestört ist, wenn sich die Hämorrhoiden nicht mehr zurückziehen, kommt es zu Beschwerden wie Juckreiz, Bluten und Schmerzen. Das eigentliche Problem ist dabei unsere moderne Lebensweise: Wenn die Hämorrhoiden Beschwerden machen, hat das häufig etwas mit sitzender Tätigkeit, mit mangelnder sportlicher Betätigung, mit Verstopfung und mit Übergewicht zu tun. Bei Frauen spielen auch Entbindungen sowie gynäkologische Probleme durch einen schwachen Beckenboden eine Rolle. Meist helfen bereits Salben oder Zäpfchen aus der Apotheke, z. B. mit Lidocain oder Hamamelis. Die nächste Stufe ist dann das Veröden und als letzte Maßnahme kommt eine operative Verkleinerung infrage – doch das ist nur in ca. zehn Prozent aller Fälle nötig.“
Pharmazeutin Juliane von Meding erläutert: Was hilft, wenn’s akut ist – und wie kann ich vorbeugen?
„Bei akuten Beschwerden sorgen schmerzstillende und juckreizlindernde Salben oder Zäpfchen kurzfristig für eine rasche Besserung der Beschwerden. Die Arzneimittelkommission empfiehlt den Einsatz von Lokalanästhetika wie Lidocain. Voraussetzung dafür, dass dieser Wirkstoff sein volles Potenzial entfalten kann, ist allerdings die richtige Anwendung. Bei einer Salbe bedeutet das: Applikator auf die Tube stecken, Salbe hineindrücken, bis sie leicht aus den seitlichen Öffnungen austritt, Überschuss über das vordere Ende verteilen, erst dann einführen und wieder auf die Tube drücken. Bei Zäpfchen ist es wichtig, sie mit der Spitze voran und nicht zu weit nach oben einzuführen. Eine weitere praktische Alternative sind Einmaltuben – insbesondere für Menschen, die viel unterwegs sind. Nach Abklingen der akuten Beschwerden kann die regelmäßige Anwendung eines speziellen Hautschutzkomplexes vor einem erneuten Auftreten der Symptomatik schützen.“
Was Bernadette Linnertz (stellv. Vorsitzende Bundesverband Pharmazeutisch-technischer AssistentInnen) für die längere Anwendung empfiehlt:
„Manche Hämorrhoidalbeschwerden treten nicht als akuter Schub auf, halten sich dafür aber hartnäckig. So erfordern z. B. Nässen, Entzündungen und kleinere Blutungen mitunter eine länger dauernde Behandlung. Hier hat sich Hamamelis-Extrakt bewährt: Aus Blättern und Zweigen des nordamerikanischen Hamamelisstrauchs wird ein Extrakt gewonnen, der viele Gerbstoffe enthält. Diese Hamamelis-Gerbstoffe wirken auf verletzter, nässender Haut adstringierend, also zusammenziehend. Dadurch bildet sich eine schützende Schicht, die Wunden abdichtet, Entzündungen lindert und kleine Blutungen stillt. Bei äußerlichen Beschwerden empfehle ich eine entsprechende Salbe, bei Schleimhautentzündungen im Analbereich Zäpfchen.“
Diplom-Psychologin Anette Diedrichs weiß, wie man ungünstige Gewohnheiten umstellt: der Wenn-Dann-Plan.
„Ein ganz wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem rundum guten Po-Gefühl ist die Umstellung ungünstiger Gewohnheiten. Damit dies dauerhaft gelingt, ist es sinnvoll, die guten Vorsätze in einen Wenn-Dann-Plan für den persönlichen Tagesablauf einzubetten. Motivationsforscher konnten nachweisen, dass sich auf diese Weise ein entsprechender Automatismus im Gehirn in Gang setzen lässt. Der entsprechende Wenn-Dann-Plan muss nur einmal aufgeschrieben werden damit er wirksam wird. Ein Tagesablauf, der das Leben mit Hämorrhoiden einfach ein bisschen leichter macht, könnte z. B. wie folgt aussehen:
- Wenn ich morgens aufstehe … dann mache ich fünf Minuten Morgengymnastik – das bringt Kreislauf und Verdauung in Schwung.
- Wenn ich frühstücke … dann genieße ich gesund: Ausprobieren, welches Vollkornbrot oder Müsli am besten schmeckt!
- Wenn ich auf die Toilette gehe … dann gönne ich mir Ruhe.
- Wenn ich auf dem Weg zur Arbeit bin … dann wähle ich die Treppe statt des Aufzugs – einfach um ein bisschen in Bewegung zu kommen.
- Wenn ich am Arbeitsplatz bin … dann stelle ich mir eine Kanne Tee oder eine Flasche Wasser bereit.
- Wenn ich am Schreibtisch sitze … dann tausche ich öfter einmal am Tag den normalen Stuhl gegen einen Sitzball ein.
- Wenn ich Mittagspause habe … dann laufe ich ein Stück.
- Wenn die Beschwerden kommen … dann wende ich ein lidocainhaltiges Arzneimittel an (z. B. Posterisan® akut mit Lidocain) – das hilft schnell z.B. gegen den Juckreiz.
- Wenn ich selbst koche … dann achte ich auf ballaststoffreiche Zutaten.
- Wenn ich Feierabend habe … dann entspanne ich ganz bewusst – mit Yoga, oder einer anderen Sportart, die mir guttut.
Bei allem Wenn-Dann sollten Menschen mit Hämorrhoidalbeschwerden einen Ratschlag ganz besonders beherzigen: Nur kein Stress! So oft wie möglich auf die Signale des eigenen Körpers achten und ihnen folgen, um Stress zu vermeiden.“